Zwischen Bergen & Palmen
«Mama, sind wir jetzt am Bodensee?»
«Nein, mein Schatz, das ist der Genfersee!»
Unser jüngster Sohn, Luis (3 Jahre), gerade aufgewacht von seinem Mittagsschlaf, reibt sich den Schlaf aus den Augen und betrachtet in aller Ruhe dieses wunderschöne Panorama. Es ist sein erster Besuch am Genfersee. Ich hingegen schwelge in Erinnerungen. Als Jugendliche bin ich dutzendmal an diesem See mit dem Zug entlanggefahren. Die Partnerstadt meiner Heimatstadt ist Bron in Frankreich. Ich habe an jedem Schüleraustausch teilgenommen, denn Reisen war schon immer meine Leidenschaft. Diese Erinnerungen bringen mich zum Schmunzeln und ich fühle Dankbarkeit, dass ich heute mit meiner Familie hier sein kann. Meine Begeisterung für diesen Landstrich ist geblieben und ich bin voller Vorfreude, was uns die nächsten Tage in den Waadtländer Alpen erwartet.
Glück ist das Salz in der Suppe
Und da werde ich auch schon aus meinen Gedanken gerissen. «Mama, ich habe Hunger!», sagt unser grosser Sohn, Kilian (6 Jahre) und streckt mir dabei seinen süssen, kleinen Bauch entgegen. Zum Glück haben wir einen Tipp für einen unkomplizierten Italiener in Bex bekommen, Restaurant Grotto – direkt an der Hauptstrasse, nicht zu verfehlen aber dafür zu empfehlen. Besonders faszinierend für unsere beiden Jungs ist die grosse Glasfront zur Küche «Mama, was kochen die denn da? Wann kochen die unser Essen? Und warum haben die so lustige Mützen auf?» Ja, auch mir wird es nicht langweilig, während wir auf unser Essen warten.
Langeweile ist einer der wenigen Gemütszustände, die wir während dieser Ferien nicht erlebt haben. Im Salzbergwerk in Bex habe ich meine eigenen Grenzen deutlich gespürt. Enge Räume, Dunkelheit, hohe Luftfeuchtigkeit und das Wissen, Tonnen an Stein über mir zu haben, sind einfach nicht meine Welt. Unsere Kinder und mein Mann sind neugierig und können meine Gefühle nicht nachvollziehen – zum Glück. Ich entscheide mich dafür, mich nach dem ersten Programmpunkt zu verabschieden und warte draussen in der Natur auf meine Liebsten. Das hat sich gelohnt, denn dieses Salzbergwerk ist wunderschön gelegen. Von hier aus starten Wanderungen direkt am klaren Fluss Gryonne entlang. Am Ende der Salzbergwerkführung gibt es eine Salzverkostung, an der ich auch wieder teilnehme – sehr lecker und interessant.
Überraschung im Skigebiet
Nach diesem spannenden Tag inklusive Zugfahren im Stollen sind alle erschöpft und müde von den vielen Eindrücken. Gut, dass unser Hotel nicht weit entfernt ist. Das Hotel Alpe Fleurie in Villars-sur-Ollon hat die Pandemie genutzt und ganz bezaubernde Familienzimmer geschaffen. Kein Wunder, dass auch die Kinder in dieser Nacht durchschlafen.
Gut gestärkt nach einem entspannten Frühstück geht es nur ein paar Schritte vom Hotel entfernt in das Sport-Geschäft Dätwyler. Hier wird mittlerweile in 3. Generation nicht nur sämtliches Equipment für den Wintersport verkauft, sondern auch verliehen. Skier und Schlitten für Gross und Klein. Da wir uns nicht entscheiden können, haben wir einfach beides ausgeliehen. Dann geht es direkt los nach Frience, einem kleinen Familienskigebiet im grossen Skigebiet der Alpes Vaudoises und zu unserer Überraschung ist es kostenfrei! Selbstverständlich klein und überschaubar, genau das, was man sich mit kleinen Kindern wünscht.
Was nicht fehlen darf – eine Hütte zum Einkehren. Das Refuge de Frience bietet eine wunderschöne Aussicht und feines Essen. Mein Mann und ich geniessen die Pause sehr – es war einer dieser Momente, die man einfach nicht vergessen kann oder wie John Strelecky sagen würde «Ein Museumsmoment»! Ein Moment, ein Ereignis, dass man in seinem eigenen Lebensmuseum aufhängen würde. Frische Luft, Sport im Schnee, Sonnenschein und Lachen ist das Motto an diesem herrlichen Vormittag in den Bergen. Nach dem Mittagessen folgt die Müdigkeit unserer Kinder und diese Phase nutzen wir für die Weiterfahrt nach Les Diablerets zum Eurotel Victoria.
Schoki flatrate
Kaum angekommen, gibt es die nächste Überraschung für unsere Jungs. Beim Check-In wird ihnen feierlich ein Schokoladen-Pass überreicht. Dieser berechtigt Kinder, sich jederzeit am Empfang zu melden, um ein Stückchen feinste Schweizer Schoki zu bekommen. Kilian ist im Himmel und kann sein Glück kaum fassen. Das Hotel, ein familiengeführtes Unternehmen eines liebevollen Hotelehepaars und aussergewöhnlich freundlichen Mitarbeitern, liegt mitten in Diablerets mit Blick auf «Les Mazots» inklusive Rodelpiste.
«Mama, schneller! Los, überhol’ Papa und Luis», so feuert mich Kilian an und wir haben als Familie einen Riesenspass! Die Piste ist perfekt – nicht zu steil, viel Schnee, herrliche Aussichten und selbstverständlich fahren wir noch ein weiteres Mal diesen einmaligen Schlittelhang hinunter. Ebenso begeistert sind unsere Kinder, als wir mit ihnen am nächsten Tag eine Hundeschlittenfahrt in Gryon mit Bertrand Pidoux organisieren. Es ist die erste Hundeschlittenfahrt für uns. Vom Parkplatz in Cergnement sind es nur ca. 300 Meter zur kleinen Hütte Crepecidre und direkt dahinter haben 26 Schlittenhunde auf uns gewartet. Dieses Erlebnis berührt mich und wir alle sind vom ersten Moment an wie verzaubert.
Schwindelerregende Höhen
Was nicht fehlen darf, wenn man in dieser Region unterwegs ist, ist ein Besuch des «GLACIER 3000» inklusive der ersten Hängebrücke der Welt, die zwei Gipfel miteinander verbindet. Die Aussicht auf die umliegende Bergwelt beinhaltet vierundzwanzig Viertausender, darunter den Mont-Blanc, das Matterhorn und die Berner Alpen. Dabei ist allein schon die von Star Architekt Mario Botta konzipierte Bergstation mit dem Restaurant Botta einen Besuch wert. Und wie man sich denken kann, sind wir auch hier nicht hungrig nach Hause gegangen. Wenn wir heute mit unseren Kindern über diese Ferien sprechen, schwärmen sie noch immer von diesem feinen Käsefondue oben auf 3‘000 Meter.