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Kunst, Kultur, Natur und Hochprozentiges:

«The Fife Arms» in den schottischen Highlands

Inmitten der schottischen Highlands, ein gutes Stück abseits typischer Hotspots der Kunst- und Kulturszene, doch – und das wird Fans des englischen Königshauses freuen – unweit von Schloss Balmoral, liegt ein ganz besonderes Hotel: «The Fife Arms», benannt nach dem Duke of Fife, lockt seit einigen Jahren nicht nur Royalisten, sondern vielmehr auch Kunstliebhaber und Whisky-Aficionados in den kleinen Ort Braemar. Trotz seiner überschaubaren Grösse ist das beschauliche Dorf rund 2,5 Stunden Autofahrt nördlich von Edinburgh Hauptort des Cairngorms National Park und als solcher wichtiger Ausgangspunkt für Erkundungstouren in das umliegende Hochland. Ganz nebenbei zählt Braemar dank seiner zuvor erwähnten Nähe zum Landsitz der Windsors ausserdem zu den bedeutendsten Austragungsorten der Highland Games, bei denen sich Sportler unter anderem im Baumstammwerfen oder Tauziehen messen. Wenn die Wettbewerbe alljährlich am ersten Samstag im September über die Bühne gehen, strömen bis zu 20’000 Besucher – darunter auch die Royals – in den nur wenige hundert Einwohner zählenden Ort und auf der Hauptstrasse herrscht dann ein durch Dudelsack-Regimenter verursachter Stau, wie man ihn hier sonst höchstens anlässlich der Beerdigung von Queen Elizabeth II erlebt hat.

So klein Braemar auch sein mag, erfreut es sich doch eines regen sozialen und kulturellen Lebens, von dem so manch grössere Stadt nur zu träumen vermag. Eine der Kirchen im Ort – es gibt derer tatsächlich mehrere  – wurde beispielsweise in ein Kulturzentrum umgewandelt, in dem Musiker aus ganz Schottland, aber auch Bands aus den USA oder Deutschland bereits aufgetreten sind. Das «Fife Arms» mit seinem eklektischen Flair und dem bis ins letzte Detail durchgestylten Interieur scheint hier dann auch gar nicht so fehl am Platz, wie man anfangs vielleicht vermuten möchte.

Kein Auto, nur Pferdefuhrwerke und Velos auf Juist und deshalb slow-feeling live. Eingeschränkter Autoverkehr in der Stadt Norderney und nachts in der Fussgängerzone so etwas wie Ballermann light. 1’500 Insulaner auf Juist stehen etwa 6’000 Einwohnern auf Norderney gegenüber. Und in der Hochsaison haben beide Inseln rund sechs Mal mehr Gäste als Einwohner. Gemeinsam ist auch, dass auf beiden Inseln Ebbe und Flut den Lebens-Rhythmus bestimmen. Und dass in der Hochsaison kaum ein Zimmer frei bleibt.

Seit 2009 Weltnaturerbe der UNESCO: Das Wattenmeer um die ostfriesischen Inseln sind eines der grössten Ökosysteme seiner Art auf unserer Erde. Es ist das grösste zusammenhängende Sand- und Schlickwattsystem der Welt. Die durch den ständigen Gezeitenwechsel geprägte Landschaft – seit 1986 der Nationalpark Niedersächsisches Wattenmeer – ist ein wahrlich ursprünglicher Lebensraum. Bei Ebbe, barfuss oder mit Gummistiefeln und begleitet von einer Wattführerin (alleine wäre viel zu gefährlich!) hinaus zu marschieren, zu beobachten und zu staunen, gehört zu den unvergesslichen Erlebnissen. Es ist eine Erfahrung für alle Sinne: man schmeckt die salzige Luft, man spürt den Schlick zwischen den Zehen und atmet den ganz speziellen Geruch ein. Mehr als 10’000 verschiedene Einzeller, Pilze, Tier- und Pflanzenarten leben in dieser Übergangswelt zwischen Land und Meer. Wie sagte doch der Marketingmann von Juist? «Wir sind Teil der Natur und die Insel der Entschleunigung.» Das Wattenmeer beweist es.

Kapitel I: Kunst und Kultur

Das Hotel ist Teil des Projekts «Artfarm», welches wiederum von Hauser & Wirth initiiert wurde und für nachhaltige kreative Entwicklungen steht, bei denen Traditionen und Geschichte mit einer neuen Per-spektive für die Zukunft verbunden werden sollen. Die Schweizer Galeristen Manuela und Iwan Wirth, die selbst einen guten Teil des Jahres in der Gegend verbringen, haben das Hotel 2014 übernommen und ein 5-Sterne-Haus daraus gemacht. Es spiegelt nicht nur die Kultur und Geschichte der Highlands wider, sondern macht sie unter Einbeziehung der lokalen Bevölkerung – rund 20 Prozent der Dorfbewohner arbeiten für das «Fife Arms» – auch den Hotelgästen zugänglich. Dabei kommt, entsprechend dem Hintergrund der Wirths, bei allem Fokus auf die regionalen Besonderheiten auch die internationale Kunst nicht zu kurz. So ist aus einem etwas heruntergekommenen Haus für Bustouristen nach vier Jahren Umbau- und Renovierungszeit ein Gesamtkunstwerk, ein Mekka für Kunstliebhaber geworden: 16’000 Werke renommierter und weniger bekannter internationaler Künstler sind im Hotel ausgestellt bzw. Teil der Einrichtung. Da teilt sich unter anderem Picassos «In einem Sessel sitzende Frau» mit dem «Circle» von Pieter Breughel und dem «Red Haired Man» von Lucian Freud die Wände. Ganz unaufgeregt und nonchalant fügen sich diese millionenschweren Meisterwerke stimmig in das Dekor ein, dem viktorianische und jakobitische Einflüsse ebenso einen Stempel aufgedrückt haben wie die Kultur der Schotten oder noch vielmehr jene der Highlander. Eine von Queen Victoria höchstpersönlich angefertigte Zeichnung hängt im Eingangsbereich, während Wände und Decken teilweise von zeitgenössischen Künstlern gestaltet oder mit dem hauseigenen Schottenkaro und Tweed verkleidet wurden.

Um aber noch einmal zurück zur regionalen Geschichte und Kultur zu kommen: Auf diese ist man erkennbar stolz in diesen Breitengraden. Egal, mit wem man spricht, sowohl die Verwurzelung als auch die Verbundenheit der Highland-Bewohner ist beinahe greifbar. Da überrascht es dann auch wenig, wenn man hört, dass die Dorfgemeinschaft es geschafft hat, den geplanten Verkauf des örtlichen Schlosses an möglicherweise auswärtige Investoren zu verhindern. Die ursprünglichen Eigentümer, Mitglieder des Farquharson-Clans, entschieden sich, das Gebäude der Gemeinde zu vermachen, allerdings ohne Möblierung oder sonstiges Inventar. Dieses sollte verkauft werden, um zumindest etwas Gewinn zu lukrieren. Der gesamte Hausstand wurde also zu Sothebys nach London gebracht und kam dort unter den Hammer. Ein anonymer Bieter ersteigerte die Gesamtmasse und liess alles zurück ins Schloss bringen, das nach derzeitigen Renovierungsarbeiten bald wieder der Öffentlichkeit zugänglich sein soll.

Erzählt hat uns das eine der Mitarbeiterinnen des Hotels, die ehemalige Dorfärztin Shona Armstrong. Um auch in der Rente aktiv zu bleiben, hat die ausgewiesene Royalistin als sogenannter «Ghillie» angeheuert. Während der Begriff in seiner ursprünglichen Bedeutung persönliche Assistenten sowie Begleiter bei der Jagd und beim Angeln beschreibt, werden in Braemar auch Tour Guides als Ghillies bezeichnet. Sie alle sind mit Leidenschaft bei der Sache und so bringt Shona Hotelgästen bei einer Führung durch das Dorf die Geschichte oder bei einer Tour durch das Hotel die dort ausgestellte Kunst näher. Sie verknüpft extensives Wissen mit viel Lokalkolorit und schweift dabei gerne auch einmal etwas ab. Der Stolz auf ihre Herkunft ist ihr deutlich anzumerken und scheint in der Familie zu liegen.

Kapitel II: Natur

Annie Armstrong hat als Kind die Sommer oft bei der Tante verbracht und deren Passion für die Highlands geerbt. Nach mehreren beruflichen Aufenthalten im Ausland zog die studierte Zoologin nach Braemer und war zuerst einige Jahre im  «Fife Arms» beschäftigt, bevor sie sich selbstständig machte. Mit ihrem auf Natur- und Ökotourismus spezialisierten Unternehmen «Wild Braemar» möchte sie Besuchern weniger die Kultur, sondern vor allem die Landschaft und Natur der Highlands näherbringen. Da ist es perfekt, dass in Schottland das «Right to Roam» gilt, was bedeutet, dass jeder nach Herzenslust wandern und auch campieren darf, wo es ihm gerade gefällt.

An Platz sollte es nicht mangeln, denn die Gegend ist alles andere als dicht besiedelt und ist ideal für ausgedehnte Touren und – so das Wetter es zulässt – Übernachtungen unter freiem Himmel. Ideale Bedingungen also für die junge Frau, die neben geführten Wanderungen auch Malkurse in der Natur oder das sogenannte «Wild Swimming» anbietet – und dabei stets genauso viel Enthusiasmus an den Tag legt wie ihre Tante.

Bei einem Fussmarsch auf Balmoral kommen wir durch Wälder und vorbei an mit Heidelbeersträuchern und Ginster bewachsenen Hängen und Flussufern. Auch Pilze muss es hier zur Genüge geben, was Annie bestätigt. Sie erzählt, dass diese hier im Überfluss wachsen und bis vor wenigen Jahren aber, anders als auf dem europäischen Festland, kaum gepflückt wurden. Das hat sich erst geändert, als das «Fife Arms» eröffnete: Einerseits legte und legt die Küche des Hauses grossen Wert auf regional bezogene Produkte. Andererseits hat das Hotel eine internationale Belegschaft und einige aus dem Ausland zugezogene Mitarbeiter waren fassungslos ob der Ignoranz den wild wachsenden Kostbarkeiten gegenüber. Sie freuten sich derart über die grosse Auswahl vor Ort, dass sich ihre Sammelleidenschaft auch auf die einheimischen Kollegen übertragen hat. Seither sind die besten Plätze relativ schnell abgegrast und das ging sogar so weit, dass das Hotel eine E-Mail von Charles, damals noch Prinz, erhielt, mit der Bitte, die Angestellten möchten doch damit aufhören, seine geheimen Pilzplätze zu plündern. Von Charles geheimen Plätzen abgesehen gibt es aber nach wie vor mehr als genug wild wachsende Pilze, Beeren und Kräuter in den Highlands und wer Lust hat, kann eine «Foraging Tour» buchen und sich auf Proviantsuche begeben.

Auch Angeltouren sind möglich und interessierte Hotelgäste können unter fachmännischer Anleitung Lachse oder Forellen aus den Flüssen der Gegend holen. Das mag recht verlockend klingen, doch wir haben uns anders entschieden: Wir holen nichts aus dem Wasser, stattdessen begeben wir uns selbst hinein, denn das «Wild Swimming», das Annie im Angebot hat, klang einfach zu verlockend. Bei frischen Temperaturen von gerade einmal sieben Grad im Wasser und höchstens doppelt so viel an Land ist das aber erst einmal weniger verlockend als es klingt – doch hat man sich überwunden und es ins Wasser geschafft, fühlt es sich herrlich an. So herrlich sogar, dass wir nicht nur einen zweiten und dritten Badegang einlegen, sondern tags darauf auf eigene Faust im Fluss direkt hinter dem Hotel noch einmal ein Kaltwasserbad geniessen – wohlwissend, dass in beiden Fällen wohltuende Wärme in Form einer Sauna nicht weit entfernt ist. Während die Sauna des Hotels ebenso elegant wie das restliche Haus ist, erwartet uns Annie in einer mobilen Schwitzkammer, die aus einem umfunktionierten Pferdeanhänger besteht und einen Ausblick auf Fluss und Hochland bietet. Klein, fein und gemütlich – und nur wenige Schritte vom Flussufer und einem Zelt entfernt, wo wir zum Abschluss noch mit Wein und einer kleinen Stärkung bewirtet werden.

Kapitel III: Hochprozentiges

Stärkung der etwas anderen Art, nämlich in hochprozentiger Form, erhalten wir auch am Folgetag, als wir uns auf die Spuren des Whiskys begeben. Dieser wird hier, anders als in Irland oder den USA, tatsächlich ohne e geschrieben und leitet sich von der gälischen Bezeichnung «Uisge beath» ab, was nichts anderes als «Wasser des Lebens» oder «Acqua vitae» bedeutet. Dass dieses Getränk eine wohltuende Wirkung hat, wusste bereits Queen Victoria, die Whisky am liebsten mit Rotwein gemischt zu sich nahm. Mit etwas Fantasie könnte man behaupten, dabei handle es sich um besonders erlesenen Geschmack, doch allgemein herrscht in Schottland die Meinung vor, dass dadurch nicht nur der Rotwein, sondern vor allem auch der Whisky ruiniert würde.

Am besten ist es freilich, sich selbst eine Meinung zu bilden. Ein  Besuch der Highlands wäre nämlich nicht komplett, würde man den Whisky auslassen oder ignorieren. Immerhin ist dessen bis ins 15. Jahrhundert zurückreichende Geschichte eng mit jener des Landes verknüpft und in den weit über 100 schottischen Destillerien lagern sage und schreibe 22 Millionen Fässer der goldbraunen Flüssigkeit. Das entspricht einer Menge von rund 1,3 Milliarden Flaschen, die jährlich exportiert werden und damit rund 75 Prozent aller schottischen Lebensmittel- und Getränkeexporte ausmachen. In Sachen Produktion gelten übrigens strenge Regeln, wie uns Katy Fennema, ihres Zeichens Whisky-Ambassador des «Fife Arms» erklärt: Um überhaupt als Whisky anerkannt zu werden, muss das Getränk mindestens drei Jahre lang in Eichenfässern reifen und einen Alkoholgehalt aufweisen, der nicht unter 40 Prozent liegt. Doch während die Fässer, die bis zu 500 Liter fassen können, früher ausnahmslos aus schottischer Eiche gefertigt sein durften, werden sie heute nicht selten aus den USA und Spanien importiert. Dort wurden bereits Bourbon, Sherry und andere hochprozentige Tropfen darin gelagert, die dem schottischen Whisky nun ihre besondere Note verleihen. So kann man durchaus behaupten, dass diese Art der Wiederverwertung zu vollständig neuen Nuancen im Geschmack führt.

Von diesen Geschmacksnuancen kann man sich nicht nur in den verschiedenen Destillerien der Gegend, sondern auch im  «Fife Arms» selbst überzeugen. Benannt nach dem ältesten Sohn von Queen Victoria versteht sich die hauseigene Whisky-Bar «Bertie’s» eigentlich mehr als Whisky-Bibliothek denn als klassische Bar. Die bis zu 400 verschiedenen Whiskys im Angebot stammen aus aller Welt und werden ihrem Geschmack entsprechend – von wohlriechend über fruchtig und reichhaltig bis hin zu rauchig – sortiert und zur Schau gestellt. Wie alle Mitarbeiter des Hotels sind auch die Herren, die im «Bertie’s» das Sagen haben, mit Leidenschaft und ganz viel Wissen bei der Sache. Möchte man etwas Neues probieren, nennt man einfach eine gewünschte Geschmacksrichtung und kann sich sicher sein, mit mindestens zwei bis drei Anwärtern präsentiert zu werden – egal, wie ausgefallen der Wunsch auch sein mag, da ist von Buttermilch über Toblerone und Seetang bestimmt für jeden was dabei.

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