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COMO

Castello del Nero

Eine Postkarte aus der Toskana

Bis zu unserer Reise habe ich geglaubt, die Bilder, die man aus der Google Suche nach der Toskana kennt, versprechen zu viel. Zypressenbäume, die die Strassen säumen, eine Hügellandschaft in Dutzenden Grüntönen, weltbekannte Weingüter und traumhafte, mittelalterliche Städtchen in bester Lage. So sieht es vielleicht an ein paar wenigen, gewählten Orten aus. Ich habe mich getäuscht: die Toskana ist so, wie man sie sich vorstellt. Nein, falsch. Besser. Die Toskana ist die Quintessenz Italiens.

Die Essenz der Toskana lässt sich ausgezeichnet im COMO Castello del Nero erleben. Das wunderschöne Anwesen liegt zwischen Florenz und Siena in der weltberühmten Chianti Region. Diese Lage bietet unzählige Möglichkeiten für Tagesausflüge und das «Experience»-Menü des Hotels bietet eine reichhaltige Auswahl: Gäste haben die Chance, in die lokale Kultur aus Wein und Olivenöl, Trüffeljagden und Kochstunden zu tauchen, sich eine Vespa und einen Fiat zu mieten, an Yogastunden und Gelato-Kursen teilzunehmen oder die toskanische Sonne aus dem Heissluftballon zu begrüssen. Wir lassen es ruhig angehen und widmen unsere volle Aufmerksamkeit der Entspannung und Kulinarik.

Während der warmen Begrüssung versetzt uns ein Glas Champagner im Eil-Express in den Ruhemodus und wir erhalten die Schlüssel. Wann immer ich ein Hotelzimmer betrete, werde ich zunächst magisch vom Fenster angezogen und will mir einen Eindruck von der Aussicht beschaffen. So auch als wir eines der 50 Zimmer beziehen und ein toskanischer Traum Wirklichkeit wird: eine Postkarte aus zwei Zypressenbäumen vor einer grünen, vernebelten Landschaft, eingerahmt von weissen Fensterläden und Gardinen.

Das COMO Castello Del Nero wurde auf dem Anwesen der Familie Del Nero aus dem 12. Jahrhundert gebaut und erfüllt alle Erwartungen an ein 5-Sterne-Hotel, während es dem lokalen Stil treu bleibt. Das, was den Charakter des Hotels ausmacht, ist ebenfalls eine Quintessenz Italiens: Schlichtheit. Es braucht wenig Zutaten für die beste Pasta, für die beste Pizza. Es braucht wenig für Eleganz. Das weiss auch Paola Navona, die in Mailand ansässige Designerin, welche dem Anwesen 2019 den jetzigen Charakter verlieh. Wenn man sich ein bisschen über sie einliest, versteht man die Wahl schnell, denn sie hat ein besonderes Talent dafür, historisches Design neu zu erfinden und modern erstrahlen zu lassen. Die zurückhaltende Gestaltung in weissen und grauen Tönen lenkt nicht von der Landschaft ab, sondern agiert als Hommage an diese Schlichtheit.

Gleich nach der Ankunft geht es zum Pool, welcher zu meinem Lieblingsort im Hotel werden soll, denn hier zeigt sich das Castello del Nero in seiner ganzen Pracht. Ausserdem serviert hier der sympathische Barmann Miro in weltmeisterlicher Manier Negronis. Er schwärmt von einer lang zurückliegenden Zeit als Restaurantbesitzer eines italienischen Lokals in Deutschland und fachsimpelt über den «Götternektar», wie meine Begleitung das Getränk in der Hand gern nennt.

Als nächstes steht Wine Tasting auf dem Programm: DOCG Chianti Classico Story. Gemeinsam mit 4 weiteren Gästen erhalten wir einen detaillierten Einblick in fantastische Chianti Weine. Die fachkundige Ausführung involviert alle Teilnehmer, die Köstlichkeiten zum Apero regen zum Gespräch an und der Wein tut den Rest. Die gesellige Runde behalten wir bei, indem wir die restlichen Flaschen des Sonnentropfens in den Garten nehmen und dort den Frühabend ausklingen lassen.

Weiter geht es zum Abendessen in das hauseigene Michelin-Restaurant «La Torre». Man sagt, man erinnert sich nach Jahren nicht mehr daran, was jemand gesagt hat, welche Kleidung jemand trug oder welcher Beruf ausgeübt wurde. Man erinnert sich daran, welches Gefühl ein Mensch in uns ausgelöst hat. Ich kann schon am selbigen Abend die Anzahl Gänge und deren Inhalte nicht mehr aufzählen (ich erinnere die Leser an das vorangegangene Wine Tasting), aber Wochen später kann ich mich noch genau an mein Gefühl erinnern: Pures Glück. Eine Hommage an die toskanische Küche mit feinsten Zutaten – bezogen von lokalen Bauern oder direkt aus dem Bio-Garten des Anwesens.

Ein Highlight schliesst die Woche ab: Mit dem Trüffelhund «Brisa» geht es auf Trüffeljagd. In dem hauseigenen angrenzenden Wald finden wir eine Knolle nach der anderen und dürfen sogar einen Teil der Ausbeute mit nach Hause nehmen. Nach der harten Arbeit folgt das Vergnügen: Auf der sonnenüberfluteten Terrasse erwartet uns mit dem Trüffel-Menü ein Mittagessen der Extraklasse. Den Rest des Nachmittags widmen wir den unendlichen Weiten der Landschaft.

Die Toskana ist ein Klassiker. Es ist eine verlangsamte Welt, in der Schönheit und Geschmack ihren gebührenden Platz einnehmen. Dolce Vita in stand-by.

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