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Bergen, Tromsö und die Lofoten

Hansestadt Bergen

Die mit 290’000 Einwohnern zweitgrösste Stadt Norwegens schmiegt sich an die Küste der Provinz Vestland. Wirkt sie auf den ersten Blick etwas provinziell, entdeckt man bei genauem Hinsehen eine dynamische Metropole mit hoher Lebensqualität. Sieben mächtige Berggipfel umschliessen die Hafenstadt wie ein felsiges Perlenhalsband, das mit fotogener Anmut in eine atemberaubende Fjord-Landschaft übergeht.

Die Uferpromenade ist mit bunt bemalten Holzhäusern gesäumt. Der Stadtteil Bryggen ist als Beispiel hanseatischer Baukunst in Norwegen Teil des UNESCO Welterbes. Obwohl hier seit 1360 Handelswaren aller Art umgeschlagen wurden, war der Export von Stockfisch und Tran über Jahrhunderte die wirtschaftliche Lebensader der Stadt. Bryggen entdeckt man beim gemächlichen Schlendern durch aparte Gässchen. Im alten Stadtteil haben sich Künstler und Kunsthandwerker und eine Reihe von Cafés und Restaurants niedergelassen.

Das Fischerei-Erbe Bergens ist noch heute am Fischmarkt lebendig. Hier werden fangfrische Schätze aus kalten nordischen Gewässern angeboten und in zahlreichen Restaurants aufgetischt. Die Bedeutung von Fisch in Bergen reicht Jahrhunderte zurück. Der Fischmarkt gehört darum seit jeher zu den wichtigsten Orten für den Handel zwischen Fischern, Bauern und den Einwohnern der Stadt. Neben den Kaufleuten, die ihre Waren am Ufer feilboten, gab es auch den Verkauf von Booten aus, die am Kai vor dem Fischmarkt festgezurrt waren.

Als europäische Kulturhauptstadt (1999) bietet Bergen eine breite Auswahl an hochstehenden Konzerten, Theateraufführungen und beeindruckenden Museen. Wer etwas mehr Zeit mitbringt, entdeckt neben der städtischen Vielfalt auch die überwältigende, die attraktive Hafenstadt umgebende Natur und Wildnis.

Spektakuläre Aussicht und Street Art

Fløiberg ist einer der sieben Berge, die sich rund um die südnorwegische Hafenstadt erheben. Die beliebte Touristenattraktion ist ein Bergplateau auf 320 Meter Höhe oberhalb der Innenstadt. In sechs Minuten Fahrzeit führt die elektrische Standseilbahn Fløibahn aus dem Zentrum zum beliebten Aussichtsberg. An klaren Tagen raubt einem die Aussicht über die Stadt, die ausgedehnten Waldgebiete und Berge, Buchten, Schären- und Fjordlandschaften den Atem.

Auch wenn die meisten Sehenswürdigkeiten zu Fuss erreichbar sind, ein Fahrrad ist eine ideale Möglichkeit, sich fortzubewegen – um beispielsweise die blühende Street Art Szene zu erkunden. Bergen ist seit einiger Zeit die Heimat kreativer Strassenkünstler. Wer sich für Dolk, Bergens Antwort auf Banksy, interessiert, findet eines seiner Werke im Bergen Kino und ein weiteres hinter einem Zaun beim Live-Musik-Treffpunkt Stereo. Weitere ergiebige Stadtteile für Street Art sind Nygårdshøyden, Kong Oscarsgate und rund um das Sentralbadet, dem ehemaligen städtischen Schwimmbad beim Haupt-Fährenterminal, welches zum Kulturzentrum umfunktioniert worden ist.

Kunst und kulturelles Erbe

Zu KODE gehören fünf Museen: neben dem Edvard-Grieg-Museum zählen das Harald-Sæverud-Museum, das Ole-Bull-Museum sowie das Kunstmuseum Bergen und das Westnorwegische Museum für dekorative Kunst zur illustren Kollektion. Insgesamt verfügt KODE über 43’000 Kunstwerke, darunter Gemälde, Zeichnungen, Skulpturen, Installationen und Videos, aber auch Möbel, Kunsthandwerk und Design. Die einzigartige Institution besitzt einige beeindruckende Kunstsammlungen, von denen die spektakuläre Kollektion von Edvard-Munch-Gemälden der bekannteste Kunstschatz sein dürfte. Im Stadtzentrum besteht KODE aus vier Gebäuden, die entlang des Sees Lille Lungegaardsvann aufgereiht sind.

Die zahlreichen Museen und Sehenswürdigkeiten sind eine Hommage an die Geschichte Bergens und an die Industrien, die der Stadt zu ihrem Wohlstand verholfen haben. Sie reichen vom Schifffahrtsmuseum bis zur Fantoft Stavkirke, einer Replika der ursprünglich um 1150 aus Holz konstruierten Stabkirche oder der städtischen Kunsthalle, einer der umfassendsten norwegischen Einrichtungen für zeitgenössische Kunst. Bergen ist eine sowohl geschichtlich wie auch kulturell spannende Stadt, in der neben dem fortwährenden Einfluss des Meeres Bildung und Kunst für die Menschen immer wichtig waren und dies auch heute noch sind.

Tromsö – Das Tor zur Arktis

Als ob die sechstgrösste Stadt Norwegens ihrem Namen als Tor zur Arktis gerecht werden wollte, liegt sogar im Juni auf den Berggipfeln rund um Tromsö noch – oder schon wieder – Schnee. Die Stadt mit ihren bunten Holzhäusern und maritimem Flair liegt vom Meer umgeben auf der Insel Tromsøya. Über eine ausladende Spannbetonbrücke ist die Stadt mit dem Festland verbunden. Die 1960 gebaute bogenförmige und von schlanken Säulen getragene Strassenverbindung diente als Vorbild für nachfolgende Brücken in ganz Norwegen. Neben der Eismeerkathedrale gilt die Tromsø-Brücke als prägnantestes Bauwerk der Stadt.

Auf knapp 70 Grad nördlicher Breite dauert die Polarnacht von Mitte November bis Mitte Januar. Während zwei Monaten lässt sich die Sonne dann nicht blicken. Dennoch kennen die Einheimischen keine Winterdepression, denn sie haben sich ihre Stadt lebenswert und einladend gemacht.

Das Zentrum mit seinem Mix aus modernen Glas- und Stahlbauten und heimeligen Holzhäusern ist für die Bevölkerung ein Ort der Zusammenkunft. Da Energie in Norwegen verhältnismässig günstig ist, liefern sich überall glitzernde Lichter entlang städtischer Strassen und Plätze mit der winterlichen Dunkelheit ein scheinbar ewiges Duell.

Ausläufer des Golfstroms und die Tromsö abschirmende Insel Kvaløya halten den Hafen ganzjährig eisfrei. Am Rand der Innenstadt docken die Schiffe von Havila Voyages und Hurtigruten. Sie verkehren auf der legendären Route entlang der gesamten norwegischen Atlantikküste von Bergen nach Kirkenes und legen mehrmals wöchentlich an. Die Universität Tromsö ist Teil von Norwegens Arktischer Universität. 15’000 junge Menschen studieren an den acht Fakultäten der nördlichsten Universität der Welt.

 

Hausberg mit Aussicht

Storsteinen (grosser Fels) liegt auf 420 Meter Höhe. Eine Seilbahn führt zum Hausberg Tromsös. Von hier präsentiert sich die spektakulärste Aussicht auf die unterhalb liegende Innenstadt und ihr Umland. Unverkennbar sind die gewagte Architektur der Eismeerkathedrale und die eleganten Bögen der Sandnessund- und Tromsø-Brücken. Wie ein Bühnenbild rundet gegen Westen eine alpin anmutende Bergkette auf der Insel Kvaløya den Panoramablick ab. Skandinavien ist bekannt für seine «blaue Stunde». Während der Morgen- oder Abenddämmerung und solange sich die Sonne unterhalb des Horizonts befindet, dominiert das blaue Lichtspektrum am Himmel. Vom Storsteinen ist dieses Phänomen ebenso beeindruckend wie die Aussicht während den Phasen der Mitternachtssonne, wenn unzählige Lichter in der Stadt zusätzlich funkeln und der Szenerie eine ganz besondere Magie verleihen.

Die Eismeerkathedrale Ishavskatedralen ist ein überwältigendes Bauwerk. Mit ihrer einzigartigen Architektur ragt sie hoch über die umliegenden Gebäude des Vorortes Tromsdalen hinaus. Äusserlich ähneln die elf lamellenartig aneinandergereihten Dreiecke und die helle Aussenbemalung aufgeschichteten Eisschollen. Die Kirche beherbergt das grösste Glasmosaik Europas. Das Gotteshaus ist kein Bischofssitz und daher auch keine Kathedrale, sondern eine Kirche. Solch spitzfindige Details kümmern die sehr entspannten Einheimischen allerdings kaum und so gehen sie lieber ihrem gewohnten Alltag nach.

Insulare Wunderwelt Lofoten

Die Lofoten sind eine nördlich des Polarkreises liegende Inselgruppe. Der Archipel zählt zur Provinz Nordland. Die meisten der 80 Inseln sind durch Strassenverbindungen miteinander und damit auch mit dem Festland vernetzt. Seit einigen Jahren verbinden imposante Brücken zahlreiche Inseln und haben so die Region nicht nur für Einheimische leichter erreichbar gemacht. Auf dem Weg zum Nordkap nutzen viele Reisende die Lofoten als Zwischenziel. Ihrer magischen Schönheit wegen lohnt es sich, genügend Zeit für den Besuch einzuplanen. Von Narvik auf dem Festland führt eine durchgehende Route über den Hauptort Svolvær bis in den äussersten Südwesten des Archipels. Die spektakulären Strassenverbindungen durch diese insulare Polarwelt sind bei Selbstfahrern beliebt, die die Region mit Wohnmobilen oder Mietwagen erkunden. Zahlreiche Norwegen-Reisende passieren die Lofoten aber auch während einer Seereise entlang der norwegischen Küste auf dem Weg von Bergen nach Kirkenes oder zurück.

Ein Grossteil der Lofoten erscheint wie Berge, die vor Urzeiten in den Ozean gewatet sind. Hier finden sich einige der ältesten Felsformationen der Welt. Sie wurden von unzähligen Eiszeiten zu bizarren Formen geschliffen und ragen heute trotzig aus dem warmen Wasser des Golfstroms empor. Wie durch Zauberhände geschaffen, verbergen sich hinter der geologischen Brutalität der zerklüfteten Berge kleine Buchten, beinahe karibisch anmutende Sandstrände, tief in den Fels geschnittene Fjorde, vorgelagerte Schären, grüne Täler und Ebenen mit üppiger Vegetation und Feldern. Die Lofoten sind eine seltene und einzigartige Welt aus Kabeljau, bunten Fischerdörfern, lokaler Kunst, Kultur und verwirrend schönen Landschaften.

 

Venedig des Nordens

Das 500-Seelen-Dorf Henningsvaer liegt auf acht Inselchen, welche durch Brücken miteinander verbunden sind. Obwohl der kleine Ort ein für die Lofoten typisches Fischerdorf ist, wurde ihm wegen den kleinen Kanälen zwischen den Inseln und den Brücken der Spitzname «Venedig des Nordens» verliehen. Wer durch das Dorf geht, trifft auf allgegenwärtige Trockengerüste, auf welchen Kabeljau als «Stockfisch» luftgetrocknet wird.

Henningsvaer ist einer der wichtigsten Ausgangspunkte für die Fangboote, die im Spätwinter auslaufen. In der gesamten Region der Lofoten dreht sich vieles um den Kabeljau, denn hier befinden sich mit die grössten Bestände der Welt. Seit Jahrtausenden sichert die Fischerei die Lebensgrundlage der Küstenbevölkerung, und zwar nicht nur als Nahrungsquelle, sondern auch als Handelsware. Neben dem Fischfang ist man im Dörfchen mit gemütlichen Cafés, Läden und kleinen Kunstgalerien auch auf Touristen eingestellt. Der Tourismus ist wirtschaftlich das zweitwichtigste Standbein der Region.

Der Bevölkerung stehen Einrichtungen wie Geschäfte, Hotels, Restaurants und Schulen zur Verfügung. Dank Social Media gelang es einem Teil der öffentlichen Infrastruktur, Henningsvaer in aller Welt bekanntzumachen, denn der örtliche Fussballplatz soll der am schönsten gelegene der Welt sein. Als National Geographic vor einigen Jahren ein Drohnenbild des Platzes publizierte, wusste plötzlich die ganze Welt vom kleinen Dorf am Rand der Lofoten. Aber auch das Fischerdorf Reine hat sich als Internet-Darling etabliert. Mit seinen berühmten gelben und roten Holzhäuschen, die wie Pfahlbauten auf Stelzen stehend der felsigen Küste Land abtrotzen, ist Reine zum Social Media Star aufgestiegen. Der Reiz des charmanten Dorfes wird durch seine wundervolle Lage und den Hausberg Reinebringen verstärkt.

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