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Zum Biohacking bei Bruce Wayne

Erstaunliche Erlebnisse erwecken Kindheitserinnerungen an einen Superhelden

Als kleiner Junge verbrachte ich unzählige Stunden auf dem Dachboden meiner Grossmutter. Diese obskure Welt unter dem Dachgiebel mit knarrenden Holzdielen und unzähligen alten Schätzen faszinierte und absorbierte mich tagelang. Da gab es ein altes Comic-Heft von Batman, dessen Seiten völlig zerfleddert waren und das ich dennoch immer wieder zur Hand nahm. Hinter der Fledermausmaske Batmans steckt bekanntlich der zum Waisenkind gewordene Milliardär Bruce Wayne. Stets an seiner Seite der langjährige Familien-Butler Alfred, mit dessen Unterstützung sein Zögling zum erfolgreichen Unternehmer und eben auch zum nimmermüden Superhelden im Kampf gegen die Unterwelt wird.
Am besten gefiel mir an der Geschichte eigentlich immer die Bat-Cave. Für alle Nicht-Batman-Kenner: Die Bat-Cave war das Geheimversteck von Batman, von dem aus er seine Einsätze startete. Ein gut getarnter Eingang führte unter die beeindruckende Familienresidenz, wo sich Alfred und Bruce mit selbstloser Hingabe und stets modernster Technologie jeder Herausforderung stellten und dabei ein unentdecktes Doppelleben führen konnten.

Diese Erinnerungen gehen mir durch den Kopf, als ich oberhalb von Gstaad durch einen Tunnel in die elegante Auffahrt des The Alpina Gstaad einbiege. Eine Ankunft dieser Art ist nie zufällig. In diesem Haus gastiert eine Klientel, die äusserste und gleichzeitig unaufgeregte Diskretion schätzt. Überhaupt, so merke ich in den kommenden Stunden, wird hier nichts dem Zufall überlassen.

Bio was?

Lassen Sie mich kurz erklären: Die medizinische und biochemische Forschung der letzten Jahre analysierte diverse Stoffwechselprozesse unseres Körpers auf zellulärer Ebene und fand Methoden, wie wir diese beeinflussen können. Hightech-Apparaturen, wie jene in Bruce Waynes Garage, verlangsamen unseren Alterungsprozess, steigern unsere physische und psychische Leistungsfähigkeit, verbessern unseren Schlaf und heben unsere Stimmung.

Das Haus hat eine faszinierende Geschichte, die einer Superhelden-Familienchronik gleicht. Anfang des 20. Jahrhunderts das erste Hotel in Gstaad, wurde sein Betrieb später aufgegeben und es stand Jahrzehnte lang leer. Erst die beherzte Allianz eines Gstaader Unternehmers gemeinsam mit einem französischen Zuckerbaron, der durch Zuckerrohranbau in Afrika sein Vermögen aufgebaut hatte, liess fast 100 Jahre später das einzigartige Hotel entstehen. Von der Lobby bis unters Dach kann man einen attraktiven und kontrastreichen Materialmix aus Schweizer Chalet-Stil, senegalesischen Elementen und modernster internationaler Kunst bestaunen. Einzigartig ist das Spiel unterschiedlicher Texturen – visuell wie taktil. Holz ist das dominierende Baumaterial, und dieses wurde restlos aus alten Bauernhöfen wiederverwendet. Upcycling at its best. All dies muss man nicht wissen, um die einzigartige Atmosphäre geradezu visuell zu erspüren: Ein grosses italienisches Fresko, wie man es nur aus Kirchen kennt, thront über der magistralen Lobby-Treppe, daneben ein Live-DJ Set gepaart mit einem überlebensgrossen Kunstwerk, das kiffende Pinguine zeigt.
Vielleicht ist es diese wilde, aber nie beliebige Stilmischung, welche die internationalen Gäste animiert, sich untypisch offen und ungezwungen auszutauschen. Ein äusserst sympathisches Merkmal, das dieses Haus von anderen Destinationen in dieser Liga unterscheidet.
Ich nehme mir vorerst nicht die Zeit für die vielfältigen Interior-Eindrücke, denn mich zieht es wieder in die «Bat-Cave»: The Alpina Gstaad bietet im Six Senses Spa Biohacking an – «Wellness» war gestern.
Ich befasse mich seit über 30 Jahren mit Leistungs- und Spitzensport. Jegliche «Hacks» (schlaue Abkürzungen und Hintertürchen) haben sich stets als Schall und Rauch erwiesen. Es gibt nichts Gutes, ausser man tut es – daran glaube ich, aber vielleicht werde ich hier ja eines Besseren belehrt. Das Prozedere beginnt in einer Kältekammer. In Unterwäsche, aber dafür mit Atemmaske, Stirnband und Handschuhen stehe ich drei Minuten bei minus 87°C (!) in einer Kabine. Mir bläst ein arktischer Wind um die Ohren. Der Kälteschock setzt einen positiven Hormoncocktail frei, der Körper und Geist beflügelt und Entzündungen bekämpft. Ausserdem lindert er auch Schmerzen bei chronischen Erkrankungen. Die Kälte ist spürbar, aber das neurologische Feuerwerk beginnt erst, wenn man wieder in Raumtemperatur zurück ist.
Es geht nahtlos weiter auf eine Magnetfeld-Matte (Pulsed Electromagnetic Field, PEMF). Ich liege zehn Minuten in Magnetfeldern, die meine Zirkulation – Blut, aber vor allem Flüssigkeiten in und aus meinen Zellen – anregen sollen. Es ist nicht Alfred, der die Gerätschaften bedient, sondern Sabrina, die mich durch die Stationen begleitet und die alle meine neugierigen Fragen geduldig beantwortet.
Im Gegensatz zur arktischen Telefonzelle lässt mich die zweite Station relativ kalt. Nicht aber mein nächster Hacking-Task. Ich fühle mich heimisch, denn es geht auf einen Fahrradergometer. Ich trage eine Maske – Batman lässt grüssen – und atme reinen Sauerstoff. Dazu trete ich gemütlich an Ort und sprinte dazwischen wie ein Berserker. Der Körper soll die maximale Sauerstoff-Dröhnung erhalten, um besser regenerieren und aufbauen zu können.
Um diese stimulierende Wirkung zu potenzieren, liege ich danach auf eine spezielle Sonnenbank (Photobiomodulation). Hier wird mit Infrarot- und Near-Infrared-Licht mein Stoffwechsel gezielt orchestriert.
Vielleicht ist ja trotzdem was dran am Tech-Zauber, überlege ich, denn meine Beine fühlen sich trotz maximaler Sprints leicht und entspannt an. Ich studiere an der Evidenz dieser Methoden herum, während ich zum Abschluss gemütlich in einer Überdruckkammer liege. Mit zwei- bis dreifachem atmosphärischem Überdruck wird der vorhin eingearbeitete Sauerstoff in der hintersten und letzten Zelle verteilt und soll dort Wunder wirken. Ich liege in einer Art U-Boot, döse weg und staune, dass plötzlich schon eine ganze Stunde verflogen ist.

Fan oder Fad?

Als wir später in der umwerfend schönen, japanischen Whiskey Bar sitzen, fragen mich die obersten Gastgeber des Hotels, wie ich das Biohacking empfunden habe. Die hauseigene Interpretation eines Whiskey Sours, die vor mir steht, torpediert mit Sicherheit die jüngsten Hacks, und doch glaube ich, dass diese Methoden bei regelmässiger Anwendung durchaus unsere allgemeine Gesundheit fördern können. Und wer durch den Hack neugierig auf die Auswirkungen wird, die eine regelmässige Verwöhnung des Körpers mit Kälte, Licht und Sauerstoff haben kann, der geht inspiriert und mit guten Vorsätzen nach Hause in den Alltag. Ich für meinen Teil werde weiterhin ein Training an der frischen Luft bevorzugen, aber meine Neugierde wurde definitiv geweckt – man wird ja auch nicht jünger…

Bewusster Genuss auf höchsten Höhen

Draussen aktiv zu sein, ist etwas, das ich in Gstaad sowieso jedem empfehle. Rund um das Dorf laden die schneebedeckten Berge zum Skifahren und Schneeschuhlaufen ein. Wer es etwas strenger mag, findet in und um Gstaad weitläufige Langlaufloipen und Wanderwege. So werde ich hungrig und freue mich auf ein ausgewähltes Omakase Dinner im japanischen Megu oder im Sommet by Martin Göschel, dem Hauptrestaurant des Hotels, auf ein klassisches französisches Feinschmeckermenu. Ein Grossteil aller verwendeter Zutaten kommt aus der Schweiz. Die Nachhaltigkeit hört aber damit nicht auf – das Hotel betreibt einen Food-Truck auf dem Eggli (einer der Gstaader Hausberge), wo auf kreativste Art wertvolle Zutaten aus den Sterneküchen des Hotels zu originellen Gerichten verwertet werden und dabei kaum Food-Waste entsteht.

Ich verlasse das The Alpina Gstaad erquickt und fasziniert von den Genüssen, die ich erlebt habe. Die modernsten Methoden haben mir zwar keine Super(helden)-Kräfte verliehen, tragen aber definitiv zur optimierten Leistung und Erholung bei.

Streng geheim

Nun haben auch Sie Einblick in die «Bat-Cave» erhalten. Bitte bewahren Sie den Nimbus dieser Saga und behalten die Geheimnisse von Bruce Wayne für sich. Vielleicht fahren Sie selbst einmal hin und schauen sich das an; es lohnt sich!

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